Liebe Freunde,
nun habe ich seit einer Weile nichts mehr von mir hören lassen – obwohl doch so viel los war. Mit zwei großen Entscheidungen habe ich mich schwer getan. Zum Einen, ob ich die Integrationsmedallie der Bundesrepublik annehme, die mir im Oktober für das Refugees-Projekt verliehen wurde – und die natürlich einen Schutz für die Flüchtlinge bedeutet, die mit uns Musik machen, die auch strategisch gut ist, weil sie die Skeptiker und Zweifler unter der gut-bürgerlichen Bevölkerung dazu bringen kann, das Projekt trotz ihrer Vorbehalte zu besuchen, weil es ja von höchster Instanz gutgeheissen wird – zum anderen bedeutet es aber auch einen äußerst unangenehmen Schulterschluß mit den großen Politik, die ja wiederum so unzertrennlich mit Lüge und Heuchelei verheiratet ist. Am Ende sagte ich mir, daß das Leben und das Schicksal der Menschen, die mir vertrauen und mit mir Musik machen, entscheidend sein muß. Die zweite große Entscheidung war, ob wir 2013 im zweiten Jahr nacheinander auf unsere eigene Strom&Wasser-CD verzichten sollten, um erneut die Refugees zu unterstützen. Auch das fiel mir schwer, denn es gibt über das Flüchtlingsprojekt hinaus viele Lieder und Themen die schon ne Weile Schlange stehen in mir und drängeln und auch an die Öffentlichkeit wollen. Ich habe mich trotzdem dazu entschieden – aus zwei Gründen:
- haben wir bei allem Erfolg der Refugees das Projekt nicht wieder ins Elend der Flüchtlingslager zurückführen können und
- hat sich bei keinem einzigen der mit uns musizierenden Flüchtlinge wirklich etwas verbessert, obwohl wir von fast der gesamten Presse, bis hin zu den ZDF-Nachrichten und dem BBC bescheinigt bekommen haben, was das für großartige Musiker sind. Ich mochte also der Politik nicht gestatten, das Problem mal wieder „auszusitzen“ und ich befürchtete, daß Sam, Revelino, Jacques, Hossain, Nuri und all die anderen ohne ein weiteres Jahr Rückenwind von Strom&Wasser und vor allem von euch, die ihr uns auf den Konzerten so toll unterstützt, keine Chance haben werden, hier wirklich Fuß zu fassen.
Einmal für die Fortsetzung des Refugees-Projekts entschieden, sollte mans dann auch richtig machen und so haben wir alle Kräfte gesammelt und starten im Februar die große
Lagertour 2013
Anvisiert sind 100 Städte und sehr besondere Konzerte, denn es soll nicht nur durch Einladung vieler Flüchtlinge abends ein schönes Miteinander geschaffen werden, sondern ein tieferer Kontakt, so daß, wer möchte, am folgenden Tag auch mit uns in ein nahes Flüchtlingsheim kommen kann, Freundschaften schließen, herausfinden und wie man helfen und aktiv werden kann – denn nach wie vor wehrt sich trotz eines mittlerweilen erwachten medialen Intresses die Politik vehement dagegen, Flüchtlingen die Grundrechte der Menschlichkeit einzuräumen. Und da, wies aussieht, auch unser langsam vergreisendes Land alzheimerisch die immer gleiche Regierung wählen wird, muß die Veränderung von denen geschaffen werden, die noch ein lebendiges Herz und ein gutes Maß Empörungsbereitschaft in der Brust tragen.
Ich füge euch hier unser Presseinfo an, zwei kleine Videotrailer und die Termine (ganz unten) – wäre super, wenn ihr dafür eure Netzwerke, Kontakte, Freunde, Facebookseiten usw. aktiviert – denn wir haben ja neben all den politischen Schwierigkeiten auch mit ganz erheblichen organisatorischen und finanziellen zu kämpfen – mit Flüchtlingen unterwegs sein, zu zwölft – da fehlen überall Schlafplätze, da fehlt überall Geld: die Konzerte müssen also voll werden, um diese Tour wirklich fahren zu können! Wenn ihr uns da also irgendwie helfen könnt: Flyer verteilen, Schlafplätze organisieren, reiche Tanten aufs Spendenkonto hinweisen: wir wären euch sehr dankbar!
Außerdem möchte ich euch auf eine CD aufmerksam machen, die gerade erschienen ist und die ich so gelungen finde, dass es schade wäre, wenn sie ganz untergehen würde – vorallem weil sie thematisch ganz gut in das neue Projekt hineinpasst, wenngleich sie musikalisch deutlich rockiger und weltanschaulich sehr deutlich ist:
Billy the Kid
Die Wiederauferstehung eines Western-Helden
Wie wäre das Leben dieses Wildwest-Desperados verlaufen, wenn er in der Jetztzeit in Deutschland aufgewachsen wäre – ein 60-Min.-Konzeptalbum, eine Art Rock-Oper, wobei Rock eigentlich auch irreführend ist: viel Ska, Tango, Hiphop, ein Deathmetalstück – und sprachlich, wie ich finde, mit das beste, was ich geschrieben habe. Viele gute Musiker aus Berlin und Glasgow spielen da mit. – Könnt ihr, wenn ihr wollt, direkt bei mir bestellen oder bei Traumton.
Und dann noch, für alle die, die selbst Musik machen, der
Songwriterworkshop am 16./17.02 in Hamburg
Ich selbst wäre da fürs Texten und die Darbietung zuständig (am 16.05), Ingo, der ja Gitarre spielt bei Strom&Wasser, und der ein wirklich toller und einfühlsamer Dozent ist, übernimmt Arrangement und Komposition – Anmeldeschluß ist der 01.02 – hier findet ihr noch weitere Infos dazu: http://www.ingo-hassenstein.com/wp-content/uploads/2012/01/Songwriting-Workshop-1617.02.2013.pdf
Also, auf ein Neues 2013!
Vielleicht kriegen wir ja doch noch die ein oder andere erfreuliche Veränderung hin!
Es grüßt euch herzlich,
euer Heinz + Strom&Wasser + die Refugees … und Billy!
Strom & Wasser feat. THE REFUGEES
Lagertour
Dieses Projekt ist wirklich einzigartig: der Liedermacher Heinz Ratz hat 80 Flüchtlingslager in Deutschland besucht und dort Musiker von Weltklasseformat gefunden, die durch Reise- und Arbeitsverbote keine Chance haben, ihre Musik zu spielen. Das hat ihn entsetzt und er hat seine Combo „Strom & Wasser“ noch durch ein „feat. The Refugees“ erweitert, eine Cd mit knapp 20 Flüchtlings-Musikern aufgenommen, brilliante Rezenssionen und Features bis hin zu einem weltweit ausgestrahlten halbstündigen Bericht der BBC bekommen und kommt auch mit dieser Band am … ins …. nach …. im Rahmen seiner deutschlandweiten Konzerttour. Mit Musikern aus Gambia, der Elfenbeinküste, Afghanistan, Griechenland, Russland und dem Kosovo feiern „Strom & Wasser feat. the Refugees“ trotz des überaus ernsten politischen Hintergrunds ein fulminantes musikalisches Feuerwerk aus lebensfrohen Dub, Reaggea, Hiphop und Balkanbeat-Nummern. Musik, die in den Flüchtlingslagern gefangen war und Gefahr lief, vergessen zu werden und nun durch dieses Projekt hoffentlich in die Herzen vieler Menschen gelangt: Strom & Wasser feat. The Refugees.
Obwohl Ratz auf Vorschlag der Grünen von der Bundesregierung mit der Integrationsmedaille ausgezeichnet wurde, kann jederzeit über die Band die Hiobsbotschaft einer Abschiebung hereinbrechen.
Eine zusätzliche Besonderheit: Mit dem Konzert verbunden ist am folgenden Tag der Besuch eines Flüchtlingslagers. Der Eintritt wird nach Abzug der Unkosten gespendet. Außerdem werden Musikinstrumente gesammelt, wer also noch eine Gitarre, Flöte oder ein Schlagzeug ungenutz bei sich herumstehen hat: einfach zum Konzert mitbringen und es kommt in dankbare Hände!
„Künstler, die in dt. Flüchtlingslagern leben müssen, spielten eine CD ein, die sich mit Weltproduktionen messen lassen kann!“
WDR-3 „Resonanzen“
„The result is a production of world format. It is truly world music, featuring artists who fled from different regions of a world in crisis!”
BBC „The Stand“ – Cultural Highlights of the World
„Sie gelten hier als Flüchtlinge. Dass sich hinter diesem Etikett glänzende Talente befinden, beweist dieses Projekt!“
Frankfurter Rundschau
„Viele Weltmusiklabels würden sich um diese Musiker reißen!“
Bayern-2 „Musikwelt“
„Was für ein hochbegabte, feinfühlige Sänger und Instrumentalisten! Es war mir eine helle Freude, gemeinsam mit den Refugees zu musizieren!“
Konstantin Wecker