Da wir im Freiberger Flüchtlingslager keine Besuchsgenehmigung bekommen, machen wir den Umweg über Döbeln – mit dem Auto allerdings, da das mit dem Fahrrad nicht zu schaffen ist. Wir werden nett empfangen, die Heimleiterin nimmt sich Zeit und erzählt von dem Leben im Wohnheim. Allerdings stellen sich schnell Meinungsunterschiede heraus. Daß Deutschkurse überflüssig seien, die Flüchtlinge hätten grundsätzlich kein Interesse am Erlernen der deutschen Sprache, daß psychologische Betreuung nicht notwendig sei – daß man eher Hilfe brauche beim Sauberhalten der Räume und der großen Flure – das sei zu zweit kaum zu bewältigen. Überhaupt die Sauberkeit – irgendwann ist die Rede davon, daß diese Asylanten doch alle faule Säcke seien. Zwei Kinder werden zurechtgewiesen, weil sie Wasser auf dem Boden verschüttet haben. Es gäbe aber auch Ausnahmen – ein Afghane zum Beispiel, der freiwillig immer den ganzen Schnee schippe – und eine russische Familie, die ihr von Anfang an zur Hand gegangen sei, Hausmeisterdienste ganz freiwillig übernommen habe – da könne sie natürlich guten Gewissens der Bank, bei der der halbwüchsige Sohn ein Praktikum machen wolle, erzählen, daß der in Ordnung sei – das könne sie nicht bei jedem sagen! Zum Kontakt mit Flüchtlingen kommt es nicht wirklich – kurz schauen wir bei der russischen Familie vorbei – seit neun Jahren wohnen die hier – zu dritt in einem Zimmer. Der 16jährige Sohn hat sich einen zwei Quadratmeter großen Bereich mit Schränken und Bettlaken abgetrennt. Als der Familienvater seine Geschichte erzählen möchte, seinen Kampf mit den Behörden, die verschwendeten Anwaltskosten, bricht die Heimleiterin das Gespräch ab. Ich gehe mit dem seltsamen Gefühl, daß die Frau sicher der Meinung ist, sie mache alles richtig – vielleicht tut sie das auch im Sinne der allgemeinen Gesetzgebung – und doch (oder grade deshalb) habe ich in den zwei Stunden Besichtigung nur wenig Menschlichkeit und Respekt gesehen…
Das Konzert in Dresden wiederum ist ganz gut besucht und fröhlich. Ich kann ausführlich von den bisherigen Eindrücken berichten. Die Dresdner sind ohnehin immer ein gutes, aufmerksames Publikum. Leider war ein Besuch in einem Flüchtlingsheim hier vor Ort nicht möglich, da keiner Zeit hatte, uns dorthin zu begleiten. Wir bekommen vom Eintritt 595.- Euro, im Stiefel sind nochmal 405.- Euro – und der Dresdner Oberbürgermeister unterstützt das Konzert mit weiteren 500.- Euro – macht 1.500.- Euro für Dresden. Bisheriges Rekordergebnis.