Liebe Freunde,
schon seit Jahresbeginn flattern bei mir die Nachrichten in den Email-Kasten, wie das denn nun aussieht mit den neuen Projekten und ich möchte euch jetzt eine kurze Übersicht darüber geben. Vier große Ereignisse sollen 2014 von unserer Seite stattfinden – und ein paar kleinere Aktionen am Rande. Für diejenigen, die sich nur für einzelne Punkte interessieren, gliedere ich diese recht lange Mail mal in verschiedene Unterrubriken auf:
- Mondpunk e.V. – der Verein, der unsere politische Arbeit erleichtern soll
- Das Island-Projekt
- Das Fluchtschiffprojekt im Sommer: Frauen und Kinder auf der Flucht…
- neue CD: „Anticool“
- Tourtermine
Was die Soloprojekte der Refugees angeht, so kann ich euch an der Stelle nur sagen, dass sie im Moment entweder ihren erlangten Aufenthaltstatus genutzt haben, um nach Jahren ihre Familien in ihrer Heimat zu besuchen, wie bei Sam in Gambia oder Nuri in Dagestan, oder aber froh sind, nach dem anstrengenden letzten Jahr ein wenig bei ihren Frauen und Kindern zu sein oder mit ihren Bands ein abendfüllendes Programm auszuarbeiten – mir sind zur Zeit keine Auftrittstermine bekannt. Wir werden aber auf www.1000bruecken.de eine Rubrik einrichten, wo sie selber posten können und ihr dann das Neuste direkt von ihnen erfahrt.
1) Mondpunk e.V.
Die politischen und kulturellen Aktionen, die ich in den letzten Jahren gemeinsam mit „Strom & Wasser“ initiiert habe, konnten neben einer riesigen Medienaufmerksamkeit gegenüber sonst in der Öffentlichkeit vernachlässigten Themen auch knapp 100.000.- Euro Spenden für Hilfsbedürftige & gemeinnützige Vereine erwirken, sowie Hunderte von ehrenamtlichen Helfer z.B. für den Umweltschutz und für Flüchtlingshilfegruppen aktivieren. Sehr oft jedoch gab es dabei Probleme, z.B. in der Förderung der Projekte, weil ich und meine Band als Privatpersonen und nicht als gemeinnütziger Verein handelten. So entstand die Idee, einen Verein zu gründen, welcher der Förderung unserer künftigen kulturellen und politischen Projekte dient und auch bei der umfangreichen organisatorischen Herausforderung dieser Projekte unterstützend wirken kann.
Aktiv werden!
Man kann dabei als Mitglied z.B. in regionalen Ortsgruppen aktiv werden. Informativ z.B. durch Kenntnis der regionalen politischen Situation, organisatorisch durch Mithilfe bei Werbung, Übernachtung, Transport, regionaler Organisation, Vermittlung von Kontakten, Pressearbeit usw. usw. Zum anderen können sich Mitglieder natürlich auch kreativ einbringen, indem sie Ideen zur Umsetzung der Projekte beisteuern oder selbst in Abstimmung mit dem Kulturausschuß Aktionen vor Ort organisieren. Jedes Mitglied unterstützt durch seinen Monatsbeitrag (20 Euro für Besserverdienende / 10 Euro für Studenten, Schüler und Geringverdiener / 5 Euro für Arbeitslose) die oft sehr mühsame Finanzierung der Projekte. Wenn ihr Interesse an einer Mitgliedschaft und Zusammenarbeit habt, meldet euch einfach unter dem Stichwort „Mondpunk e.V.“ und dann schicken wir euch nähere Informationen zu. Ich habe ja schon die großartigsten Erfahrung gemacht und all die Erfolge wären ohne die vielen Hundert UnterstützerInnen nie möglich gewesen, daher freue ich mich auf die erweiterten Möglichkeiten mit Mondpunk e.V.
2) Das Island-Projekt
Immer mehr verschwindet der europäische Gedanke in finanziellen Diskussionen und Problembewältigungen, immer mehr wird er rein wirtschaftlich aufgefasst, dabei ist er nach zwei fürchterlichen Kriegen aus einer Sehnsucht nach Völkerverständigung entstanden, die den kulturellen Austausch, das friedliche Miteinander und ein globales Selbstverständnis jenseits von Nationalismus und außenpolitischer Aggression anstrebte.
Durch die vielen Gespräche mit Flüchtlingen während unseres letzten Projekts in den letzten zwei Jahren, habe ich außerdem eine gewaltige Diskrepanz festgestellt, wie wir als Europäer von Europa denken und wie z.B. Flüchtlinge Europa empfinden. So möchte ich durch ein mehrjähriges Musikprojekt die Aufmerksamkeit wieder von den wirtschaftlichen Diskussionen zum kulturellen Reichtum Europas lenken und die Frage nach Identität, Selbstverständnis, Heimat und eigener Kultur auf der einen Seite; nach Überwindung von Grenzen, nach Freiheit, Austausch, Miteinander, Frieden und globaler Verantwortlichkeit auf der anderen Seite stellen.
Beginnen soll das Projekt mit einem kontrastreichen und äußerst spannenden Austausch zwischen isländischen Musikern und Strom & Wasser.
Warum Reykjavik?
Mit Reykjavik ist für den Beginn des Projekts eine Stadt gewählt, wie sie geeigneter kaum sein könnte. Von großem kulturellen Reichtum, mit einer hohen, sowohl modernen als auch traditionellen Musikvielfalt gesegnet, mystisch, tiefgründig, als westlichste Metropole an der Grenze Europas gelegen und gerade deshalb ideal, um hier die europäische Frage zu beginnen:
Was ist Europa? Was kann es, was sollte es sein? Es hat die Welt geprägt, oft mit sehr zweifelhaften Methoden, mit Unterdrückung, Kriegen und
wirtschaftlichen Abhängigkeiten – nun steht es für Menschenrechte, Umweltschutz und Demokratie. Aber wie empfinden das die Menschen, die
in Europa leben – und wie empfinden das die Seismographen der Gesellschaft: die Künstler?
Dies im musikalischen und dichterischen Dialog mit isländischen Musikern herauszufiltern, kreativ umzusetzen, in Liedern und später in gemeinsamen Konzerten in Island und Deutschland einer breiten, kulturell interessierten Öffentlichkeit vorzustellen, ist Ziel des Projekts.
Umsetzung
Nach einer intensiven zweiwöchigen Reise durch Island letzten August, bei der schon viele Texte entstanden, war ich Ende Oktober für mehrere Tage mit meinem Gitarristen Ingo Hassenstein in Reykjavik, um mich mit interessierten isländischen Musikern und Schriftstellern zu treffen, ein geeignetes Tonstudio für spätere Aufnahmen zu finden und in einer alten Reykjaviker Garage schon erste Proben mit Jon (drums) und Wradi (gitarre) zu spielen. Mittlerweile waren bei einem Gegenbesuch Ragga Gröndal (Gesang), Gudmundur Petersson (Gitarre) und Haukur Gröndal (Flöte/Klarinette/Saxophon) in Hamburg und wir haben Mitte Januar die ersten sieben Lieder der CD aufgenommen. Das wird eine sehr sehr spannende Platte, weil sich in die Strom&Wasser-Verrücktheit die schwermütige, hochmusikalische, sehr poetische Art der Isländer hineinmischt. Im April fliegen wir dann nach Reykjavik um in einem dortigen Studio die Aufnahmen abzuschließen. Im September soll die Cd dann erscheinen, einer kleinen Tour in Island folgen zwei Tourblöcke in Deutschland – Mitte bis Ende Oktober 2014 und Mitte bis Ende Januar 2015. Wir werden recht flächendeckend spielen – da kommen wir sicher auch in eure Nähe.
3. Das Fluchtschiffprojekt
Zuvor widmen wir uns aber noch einmal dem Flüchtlingsthema. Ich habe – unterwegs mit „Strom& Wasser feat. THE REFUGEES“ immer einen wachsenden Widerspruch gefühlt darin, dass sich für mich mehr und mehr herauskristallisierte, dass Frauen, die allein oder mit ihren Kindern auf der Flucht sind, in noch viel größerem Ausmaß Gewalt und Grausamkeiten ausgesetzt sind, dass unser Projekt aber sehr männerlastig war. Daher möchte ich nun eine Aktion ausschließlich über das Thema „Frauen auf der Flucht“ machen.
Am 14.07. werden wir mit zwei bis drei großen Flößen aufbrechen, umgestaltet zu Flüchtlingsbooten, die uns und eine Begleitcrew aus Flüchtlingen und deutschen UnterstützerInnen main-, neckar- und rheinabwärts bis nach Berlin führen. Die Verletzlichkeit dieser Transportmittel in direktem Kontrast zu den Luxusjachten und Ausflugsdampfern der touristisch genutzten Binnengewässer wird auf die dramatische
Situation von Flüchtlingen allgemein, die abendlich stattfindenden Konzerte auf die besonders tragische und bedrohliche Situation von fliehenden Frauen und Kindern aufmerksam machen.
In enger Zusammenarbeit mit Flüchtlingsorganisationen, allen voran PRO ASYL, soll auch ein Rahmenprogramm in den Flüchtlingsunterkünften stattfinden: PuppenspielerInnen und Clowns, die tagsüber mit einem Kinderprogramm auftreten. Neben der Floßfahrt liegt der Schwerpunkt der Tour abends auf den Konzerten; zum einen auf der Begegnung zwischen deutschem Publikum und Flüchtlingsfrauen, zum anderen auf der informativ-aufklärenden Zusammenarbeit mit politischen Flüchtlingshilfegruppen.
Auch die Solidarität von GastmusikerInnen und KünstlerInnen aus ganz Europa mit
Musikerinnen und Künstlerinnen aus deutschen Flüchtlingslagern ist ein wichtiger Aspekt dieser Tour.
Infostände der aktiven regionalen und überregionalen Flüchtlingshilfegruppen und ein schönes allabendliches Miteinander von Flüchtlingen und KonzertbesucherInnen erwarten den interessierten Gast, ebenso eine bunte Reihe von solidarischen KünstlerInnen. Die Tourtermine findet ihr auf einer bald veröffentlichten Homepage. Ankunft in Berlin wird sein am 27.08 – wir haben, weil wir mit einer großen Solidarität für die Flüchtlingsfrauen rechnen, das SO36 als Konzertort gleich für zwei Abende gebucht.
4) Strom & Wasser: „Anticool“
Mehr als zwei Jahre haben wir unsere eigene Musik hinten angestellt, um den Flüchtlingen eine Bühne geben zu können – da hat sich natürlich eine Menge kreative Energie aufgestaut, die sich jetzt gut entladen kann. Im Moment sieht es so aus, als würden wir sogar im Mai eine Doppel-Cd veröffentlichen, mit einer ruhigeren, mehr poetischen und einer sehr punkigen Schlagseite. Nächste Woche beginnen die ersten Studioarbeiten, aber ich habe jedenfalls schon eine Menge verdächtiger Bassläufe und Texte.
5) Tourtermine
- 03.+04.02 Tübingen/Uni, solo – Vortrag und Diskussion über die politischen Projekte der letzten Jahre
- 26.02 Lüneburg, Uni
- 28.02 Minden, Hamburger Hof
- 01.03 Fehmarn, Café Liebevoll
- 15.03 Bremen, Schwankhalle – mit Option Weg & Früchte des Zorns
- 21.03 Berlin, tbc. – mit Pulsar Trio
- 22.03 Kiel, Hansa 48 – mit Pulsar Trio
- 23.03 Rostock, Peter-Weiss-Haus – mit Pulsar-Trio
- 28.03 Gera, Song-Tage
- 29.03 Gotha, tbc.
- 30.03 Jena, tbc.
- 21.-31.05 Tour mit neuer CD u.a. in
- 22.05 Frankfurt, Peripherie Theater
- 23.05 Maximal, Rodgau
- 14.07 bis 28.08: Floßtour „Fluchtschiff“ – jd. Abend Konzerte: Strecke: Nürnberg-Mainz / Heidelberg-Mannheim / Karlsruhe-Berlin : überall Konzerte
Hoffe, wir sehn uns! Freu mich auf euch, die Konzerte, die Gespräche und das bunte, schillernde Leben,
euer Heinz