Durch die notwendigen Reparaturen an den Fahrrädern kommen wir erst spät los, fahren statt der 90 Kilometer nur knappe 50 – allerdings auch hier nicht beschwerdefrei. Zwar haben wir Sonne im Rücken und eine herrliche Landschaft, aber die Radwege sind kaum befahrbar. Alternative ist die viel- und schnell befahrene Bundesstrasse 15 oder Wege kreuz und quer durch die Dörfer, so ungefähr das Gegenteil von einer geraden Luftlinie nach Landshut. Zuletzt erledigt uns noch eine Strecke mit dem hinterhältigen Namen „Engelsbergweg“ – eine geradezu teuflische Steigung auf Eis und Schnee, die zuletzt ins Nichts führt, so daß wir – schon im Dunkeln – über tief verschneite Felder halsbrecherisch in die beleuchtete Tiefe Landshuts finden.
Das Flüchtlingslager, eine ehemalige Kaserne, begrüßt uns mit der typischen architektonischen Traurigkeit solcher Gebäude. Man merkt: hier wird nicht viel Geld reingesteckt für Komfort und Wohlbefinden. Alles ist verbraucht und runtergekommen, lieblos hingestellt und verranzt – im Kontrast dazu aber die fröhliche Gastfreundschaft der Flüchtlinge. Zuerst begrüßen wir die Flüchtlinge aus Somalia, erklären das Projekt, sitzen dichtgedrängt mit zwanzig Männern in einem 10 Quadratmeterzimmerchen. Manche von ihnen tragen noch Verbände, einer hat eine frisch verstümmelte Hand: grausame Botschaften von Gewalt und Krieg. Aber sie lachen, spielen uns auf einem Kinderkeyboard etwas vor, singen kurz ein somalisches Lied – und nehmen unsere Einladung gerne an. Dann im ersten Stock einige Menschen aus Syrien. Auch hier pure Gastfreundschaft. Von dem Wenigen, was sie haben, wollen sie gleich einladen: Tee, Essen kochen – es macht fast schon Mühe, sie zu bremsen – wir müssen leider weiter, Soundcheck, Konzertvorbereitungen im Wintergarten… Auf dem Weg zu den Fahrrädern treffen wir auf eine Gruppe von Mazedoniern, die wir auch einladen, viele Kinder, junge Familien, schwere, tragische Schicksale – ein Mann muß in zwei Tagen zurück. In der Heimat wartet ein Todesurteil auf ihn. Er erzählt es niedergeschlagen, dann lacht er: freut sich auf das Konzert. Wir ziehen weiter.
Im Wintergarten treffen wir auf die anderen Radler, bauen auf, machen Soundcheck, werden nett verpflegt. Da die Flüchtlinge keinerlei Bargeld besitzen kommt mir der Gedanke, die Spenden sofort einzusetzen und ihnen zumindest ein Freigetränk pro Person auszugeben. Das Konzert stellt mich vor die besondere Herausforderung, zum einen das Projekt den anwesenden Deutschen zu erklären, um auch Spenden sammeln zu können, zum anderen aber die Ansagen kurz zu halten, um den Abend tanzbar zu gestalten, damit auch die Flüchtlinge, die kein Deutsch verstehen, Spaß haben. Wie sind wir glücklich, daß uns das gelingt und wir nach einer Weile den Wintergarten in einen Tanzschuppen verwandeln. In der Kasse sind 260.- Euro, im Spendenstiefel nochmal 210.- Euro.
Das macht 470.- Euro in Landshut*.
Ein Hotel, das unsere Übernachtung sponsert, haben wir hier leider nicht gefunden. Ein Teil kam privat unter, ein DZ musste gebucht werden.
Hier werden immer Reingewinne angegeben, ohne Abzug der Unkosten. Für den Spendenstand und die tatsächlichen übrig bleibenden Beträge bitte bei „Spenden & Sponsoren“ nachlesen.