Tod im Lager Gerstungen

Gerstungen das Flüchtlingslager an der thüringisch-hessischen Grenze, das ich 2011 nicht betreten durfte, vor dem die Polizei schon vorsorglich wartete, damit ich nicht mit Flüchtlingen in Kontakt treten kann, in dem die NPD aber Besuchsrecht bekam, ist erneut Schauplatz einer Tragödie geworden:

PM The VOICE Refugee Forum Jena vom 30.04.2013
Kurdisch-irakischer Geflüchteter (25) starb heute auf den Gleisanlagen direkt neben dem Isolationslager Gerstungen

In den heutigen Mittagsstunden ereignete sich ein tragischer Zwischenfall auf den Bahngleisen, die das Isolationslager am Ortsrand Gerstungen vom restlichen Ort abschneiden. Ein Zug zerschmetterte den Körper eines 25-jährigen Kurden beim Gleisübertritt, der den herannahenden Zug vorgeblich nicht wahrgenommen haben soll. Nach Informationen durch andere Geflüchtete vor Ort befand sich das Opfer seit mehr als 2 Monaten im Lager und war über die erzwungene Isolation im Lager selbst hinaus eine eher zurückgezogene Persönlichkeit mit wenig sozialen Kontakten zu den Mitinsassen.

Die Verantwortlichen Behörden vor Ort werden mit Sicherheit keine Energie darauf verschwenden, die näheren Umstände dieses Vorfalles aufzuklären – sie werden es einen „tragischen Unfall“ beim illegalen Überschreiten von Gleisanlagen nennen. Ein ebenfalls mögliches Selbstmordgeschehen in Folge unerträglicher Lebensbedingungen ohne Privatsphäre oder gar lebenssichernden Perspektiven soll gar nicht erst in ursächlichen Betracht gezogen werden.
Im Kontext dieser gewollten Isolation lässt sich auch der Tod von Michael Kelly in Gerstungen einordnen, der am 20.9.2011 tot in seinem Zimmer im Heim gefunden wurde. Er war bereits Tage vorher unbemerkt infolge einer
schweren Erkrankung verstorben Im Lager Gerstungen ist ein Mann gestorben 05.10.2011)
Das Landratsamt Wartburkreis verweigerte damals den anderen Heimbewohnern gegenüber jegliche Erklärung und wies die Presse an, von Besuchen abzusehen (TA 15.10.2011 und Lager Gerstungen: Leiche erst nach Tagen entdeckt 15.10.2011).

Dass der Trampelpfad über die Gleise von dem am äußersten Ortsrand des Dorfes gelegenen Lager zu den Geschäften und Haltestellen des Dorfes bereits jahrelang genutzt wird, kann bei Ansicht des entsprechenden Google-Maps-Satellitenbildes offensichtlich nachvollzogen werden:


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(A = Lager Gerstungen, Am Berg 1 – deutlich erkennbarer Trampelpfad über die Gleise ins Dorf)

Angesichts dieser Satellitenaufnahme können die zuständigen Behörden sicherlich nicht abstreiten, von dem jahrelang eingetretenen gefährlichen Weg in Kenntnis gewesen zu sein.
Hier hat die generelle Praxis deutscher Behörden, Geflüchtete unter Missachtung allgemeiner Menschenrechte wie dem Recht auf Selbstbestimmung des Wohnortes oder dem Recht auf Bewegungsfreiheit am Rand und sogar außerhalb meistens abgelegener Dörfer in Lagern zu isolieren, erneut ein Menschenleben gefordert.

Dessen nicht genug, wird durch die Verantwortlichen der Lager regelmäßig versucht Aktivisten der Selbstorganisation Geflüchteter von solidarischen Besuchen abzuhalten, indem sie kriminalisiert und politischer Verfolgung durch Erstattung von Anzeigen ausgesetzt werden. Der letzte derartige Vorfall ereignete sich nur wenige Tage vorher am 24. April 2013 anlässlich eines Besuches des BREAK ISOLATION Solidary Acts (The VOICE Jena: Polizei kriminalisiert Treffen in Thüringer Flüchtlingsheimen und belagert das Grünowski).

Wir trauern tief über diesen erneuten, sinnlosen und vermeidbaren Tod eines Menschen, der nach Deutschland kam um Schutz zu finden – ein Tod in einer unaufhörlichen Reihe unzähliger Opfer, welche durch Isolation, Willkür, Verfolgung und Mangel an Perspektiven außer der einer gewaltsamen Abschiebung durch das rassistische System deutscher „Asylgesetzgebung“ mit Abschottung vor regulärem Asyl, Duldungsstatus, Lagerhaltung am Rande der Gesellschaft, Residenzpflicht, Polizeibrutalität von „racial profiling“ bis hin zu verschleierten gewaltsamen Todesfällen und den finalen Gewaltanwendungen bei Abschiebungen zu verantworten sind.

Wir möchten diesen traurigen Anlass erneut dazu nutzen um aufzuschreien gegen diese Verbrechen gegenüber der Würde von Menschen und fordern den deutschen Staat hiermit abermals dazu auf, sich endlich im Einklang mit den vorgeblich ratifizierten Vereinbarungen der UN-Menschenrechtscharta zu verhalten!

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PM The VOICE Refugee Forum Jena 30.04.2013
Kurdish Iraqi refugee (25yrs) dies in railway accident near the lager of Gerstungen today

Kurdish Iraqi refugee (25yrs) dies in railway accident near the lager of Gerstungen today – infront of Refugee Isolation Lager – Camp, Am Berg 1, 99834 Gerstungen

Midday today a fatal railway accident occurred on rails cutting off the Isolation Lager for refuges in Gerstungen from the rest of the township, where all facilities for shopping or transportation are situated. A train smashed a 25year old Kurdish refugee from Iraq into pieces around 1pm today, who supposedly somehow did not realize the approaching vehicle. As information from fellow refugees in the lager is concerned, he arrived in Gerstungen lager more than 2 months ago and was on top of the forced isolation in the lager itself a rather withdrawn personality.
Authorities will definitely not invest energy in investigation in how this tragic occurrence could happen. They will just call it an accident illegally crossing railways. Possible suicide due to unbearable living conditions and denying of perspectives shall be excluded in favor of an inevitable “accident”.

The general use of the short cut via the rails by the refugees from the very outskirts of Gerstungen can be easily understood by analyzing the following picture shot by satellite, which is provided by google maps request: in front of Refugee Isolation Lager – Camp, Am Berg 1, 99834 Gerstungen


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(A = lager site Gerstungen – trail crossing the rails for access to facilities of the township)

Taking this picture into account, the habit rail crossing cannot be denied by the authorities. So again the praxis of isolating refugees in the outskirts of remote villages claims a new victim and the authorities refuse their responsibility for systematically violating basic human rights like e.g. the right to self-determination of the place of settlement or the right of freedom of movement.
Moreover these very authorities go as far as criminalizing refugee self-organizations by trying to tell them off lager grounds and provoke “legal” persecution, as happened lately during a solidary visit of the very place within the BREAK ISOLATION Solidarity Act on April 24th 2013 (The VOICE Jena: Police Repressive criminalization of BREAK ISOLATION Solidarity Act meetings in Thurigian Refugee Lagers; http://thevoiceforum.org/node/3171).

We cry out in mourning over this new senseless death of a fellow-refugee in an innumerous row of an irresponsible body count of late refugees that were taken out of their lives due to isolation, repression, persecution and lack of perspectives other than deportation provided by the racist German system by denial of asylum, “exceptional leave to remain” (Duldung), housing in remote lagers, restriction of freedom of movement (Residenzpflicht), police brutality from “racial profiling as far as murder and final brutalization by deportation.
We again use this sad opportunity as to demand full stop of abuses of refugee’s dignity and at last unrestricted implementation of the UN Human Rights Charta as ratified by the German state.

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Refugee Demonstration and liberation Bus Tour 2013
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