Tod im Lager Gerstungen

Gerstungen das Flüchtlingslager an der thüringisch-hessischen Grenze, das ich 2011 nicht betreten durfte, vor dem die Polizei schon vorsorglich wartete, damit ich nicht mit Flüchtlingen in Kontakt treten kann, in dem die NPD aber Besuchsrecht bekam, ist erneut Schauplatz einer Tragödie geworden:

PM The VOICE Refugee Forum Jena vom 30.04.2013
Kurdisch-irakischer Geflüchteter (25) starb heute auf den Gleisanlagen direkt neben dem Isolationslager Gerstungen
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Heinz ist wieder fit :)

Heinz muss leider aufgrund von Krankheit die beiden Auftritte in Braunschweig und Husum absagen. Ob und wann es ggf. Nachholtermine geben kann steht leider noch nicht fest.

 

Update 14.04.2013: Leider müssen die auch beiden Konzerte in Arnstadt (15.04.) und Berlin (16.04.) auch abgesagt werden.

Update 27.04.2013: Da noch Anfragen kommen: Außer den oben genannten vier Konzerten mussten keine weiteren Konzerte abgesagt werden, die weitere Tour läuft wie vorgesehen weiter.

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Tourauftakt: volle Konzerte, schlimme Heime, Polizei-Schikane in Lindau

Liebe Freunde,

der Tourauftakt konnte nicht besser sein: die Muffathalle in München propenvoll, Rosenheim, Lindau, Augsburg, Heidelberg – immer volle Häuser, tolle Konzerte, tolles Publikum, viel Presseberichte – der Glanz eines erfolgreichen Projekts – und dann die Schattenseite am Tag. Das Flüchtlingsheim in Sinsheim (bei Heidelberg), in dem die Flüchtlinge nicht mal genug zu Essen bekommen – 1,5 kg Fleisch pro Woche für eine neunköpfige Familie, zwei Flaschen Wasser für vier tage, 500 Gramm Reis für vier erwachsene Männer, alles verrottet, überfüllt, aussichtslos. Die Containersiedlung in Oberursel (bei Frankfurt),immerhin der reichste Landkreis Deutschlands, trostlos, schrecklich, sollte schon bei unserem letzten Besuch vor zwei jahren geschlossen werden – jetzt völlig überfüllt, dreckig, alles kaputt: Toiletten, Duschen, Küchen – und dann ein Erlebnis mit der Lindauer Polizei, das ich gerne öffentlich machen würde, denn es hat nicht nur uns betroffen, sondern bringt auch die Flüchtlinge in Lindau und Umgebung in eine schlimme Lage.

Am 02.03 auf dem Weg nach Lindau wurden wir von der bayrischen Polizei auf Baden-Würtembergischen Terrain angehalten und kontrolliert. Zu unserem großen Erstaunen ließen sie sich trotz Reisegehmigung und vorgezeigten Aufenthaltsdokumenten (Duldung) nicht davon abbringen, Sam und Nuri wegen Paßlosigkeit anzuzeigen. Höchst irritiert durch dieses Verhalten erfuhren wir von der Lindauer Flüchtlingshilfe, die ich im folgenden zitieren möchte, dass es sich um eine gängige Praxis der bayrischen Polizei handelt:

Nichts desto Trotz machte mich Ihr Bericht über die Polizeianzeigen außerordentlich betroffen.
Wie ich Ihnen schon am Telefon mitteilte passiert es vor allem in Lindau, aber auch anderswo immer wieder, dass Flüchtlinge ohne Pass von der Polizei aufgegriffen und bei der Staatsanwaltschaft angezeigt werden. Ein sehr
belastendes Beispiel hierfür ist einer unserer schwer gefolterten, traumatisierten Patienten, der regelmäßig zu exilio zur psychotherapeutischen Behandlung seiner posttraumatischen Belastungsstörung nach Lindau kommt. Er ist schwarz und wurde durch eine der besagten Kontrollen so verunsichert, dass er sich lange Zeit nicht mehr nach Lindau traute.
Die gerade gelockerte Residenzpflicht wird hierdurch durch die Hintertüre, sogar in verschärfter Weise wieder eingeführt. Denn während das Verlassen des zugewiesenen Aufenthaltsbezirks lediglich dann bestraft wurde, wenn der Flüchtling keine Erlaubnis der Ausländerbehörde hatte, wird die Anzeige wegen Passlosigkeit durch die Erlaubnis der Ausländerbehörde oder auch das Einhalten der Residenzpflicht nicht verhindert. Der Flüchtling ist nirgends sicher, nicht in der Stadt in die er zugewiesen wurde, nicht vor der Gemeinschaftsunterkunft in der er wohnt noch in seinen vier Wänden. Denn wenn er dort von der Polizei kontrolliert wird, kann er trotzdem wegen Passlosigkeit angezeigt und belangt werden.
Das bedeutet, dass der Flüchtling unbegrenzt mit Anzeigen überzogen und so kriminalisiert werden kann. Jede Anzeige führt jedoch, es sei denn das Verfahren wird durch einen humanen Staatsanwalt eingestellt, zu einem Strafbefehl. Dort ausgesprochene Tagessätze und die damit verbundene Geldstrafe muss entweder vom Flüchtling bezahlt, abgearbeitet oder pro Tagessatz, ein Tag im Gefängnis abgesessen. Um sich dagegen zu wehren kann man Einspruch einlegen, worauf hin man zu einer Gerichtsverhandlung geladen wird. Um sich von einem Anwalt vertreten zu lassen, müssen die anfallenden Kosten vom Flüchtling selbst getragen werden. Es geht letztlich jedoch nicht allein um die Strafe und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten, sondern in erster Linie darum,
dass die Tagessätze je erblicher sie sich vermehren ausländerrechtlich schlimmstenfalls zu einer „Ausweisung“ führen können. Durch die Ausweisung erlischt der Aufenthaltstitel, so dass die Ausreisepflicht eintritt. Sobald die erforderlichen Dokumente vorliegen, kann der Betroffene abgeschoben werden. Doch auch wenn es nicht so weit kommt verunmöglichen die angesammelten Tagessätze, in der Regel, sobald sie die Zahl 50 in besonderen Fällen die 80 Tagessätze überschreiten eine Aufenthaltserlaubnis aus der Altfall- oder Härtefallregelung, oder die Annahme in der Härtefallkommission.

Gisela von Maltitz, Exlio Lindau

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Es lohnt sich mal wieder einen Blick auf die Termin-Übersicht zu werfen, es gab ein paar Updates und neue Termine 🙂

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SR-online, 12.02.2013: Stromsperre im Flüchtlingslager Lebach

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The Refugees bei NDR Info und Bayerischen Fernsehen (Update)

Zwei weitere Medienberichte zu den Refugees-Projekt stehen nächste Woche an: Am 17. Februar um 11:05 Uhr auf NDR Info und am Tag danach, den 18.02. ab 22:30 Uhr im Bayerischen Fernsehen in „puzzle – das InterKulturMagazin“. Die Sendung im Bayerischen Fernsehen wird am 19.02. um 02:45 Uhr (BR), am 20.02. um 10:50 Uhr (BR) und am 23.02. um 22:00 Uhr (BRalpha) wiederholt.

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Newsletter: The Refugees – Lagertour 2013 / Billy the Kid / Songwriterworkshop

Liebe Freunde,

nun habe ich seit einer Weile nichts mehr von mir hören lassen – obwohl doch so viel los war. Mit zwei großen Entscheidungen habe ich mich schwer getan. Zum Einen, ob ich die Integrationsmedallie der Bundesrepublik annehme, die mir im Oktober für das Refugees-Projekt verliehen wurde – und die natürlich einen Schutz für die Flüchtlinge bedeutet, die mit uns Musik machen, die auch strategisch gut ist, weil sie die Skeptiker und Zweifler unter der gut-bürgerlichen Bevölkerung dazu bringen kann, das Projekt trotz ihrer Vorbehalte zu besuchen, weil es ja von höchster Instanz gutgeheissen wird – zum anderen bedeutet es aber auch einen äußerst unangenehmen Schulterschluß mit den großen Politik, die ja wiederum so unzertrennlich mit Lüge und Heuchelei verheiratet ist. Am Ende sagte ich mir, daß das Leben und das Schicksal der Menschen, die mir vertrauen und mit mir Musik machen, entscheidend sein muß. Die zweite große Entscheidung war, ob wir 2013 im zweiten Jahr nacheinander auf unsere eigene Strom&Wasser-CD verzichten sollten, um erneut die Refugees zu unterstützen. Auch das fiel mir schwer, denn es gibt über das Flüchtlingsprojekt hinaus viele Lieder und Themen die schon ne Weile Schlange stehen in mir und drängeln und auch an die Öffentlichkeit wollen. Ich habe mich trotzdem dazu entschieden – aus zwei Gründen: Weiterlesen

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The Refugees im Radio – Erste Termine 2013

Am 31.10.2012 im Deutschlandfunk-Nacht-Radio Lieder-Laden gibt es eine Stunde lang Strom & Wasser featuring The Refugees – zwischen 1:05 Uhr und 2:00 Uhr früh (oder nachts, wie man möchte ;)):

Deutschlandfunk-Nacht-Radio – Lieder-Laden
Mit dem Fahrrad für gerechte Flüchtlingspolitik
Heinz Ratz und Strom & Wasser, feat. The Refugees
Am Mikrofon: Babette Michel

Der Liedermacher Heinz Ratz hat schon mehrfach sportliche, musikalische und politische Aktionen miteinander verbunden. Sein jüngster Coup: Per Fahrrad bereiste er knapp 80 Flüchtlingslager überall in Deutschland, nicht zuletzt, um die Aufmerksamkeit der Deutschen auf dieses Thema zu lenken. Erschüttert von den menschenrechtswidrigen Verhältnissen dort, initiierte er das nächste Projekt. Er lud einige der Musiker, die er in diesen Lagern getroffen hatte, zum gemeinsamen Musizieren ein. Sänger aus Kenia, Gambia und Elfenbeinküste, Rapper aus Somalia und Afghanistan, Roma aus dem Kosovo und Mazedonien und viele mehr. Es entstand die CD ‚Strom & Wasser, feat. The Refugees‘. „Das Projekt lebt von der gegenseitigen Achtung und wird getragen von der Freude an der gemeinsamen Musik“, sagt Heinz Ratz. Trotz hoher finanzieller, bürokratischer und polizeilicher Hürden ist das Vorhaben gelungen. Inzwischen präsentieren die Refugees ihre in den Lagern fast vergessenen Songs, Raps und Instrumentalstücke auf hohem musikalischem Niveau auch live, wie beim TFF Rudolstadt 2012.

Und es gibt die ersten Live-Termine für das kommende Jahr im Februar, März und Mai – wie immer sind alle Termine in der Übersicht gesammelt.

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The Refugees heute in der taz

Heute in der taz: The Refugees. Eine Fotoreportage über das Projekt.  Alle Zitate der Flüchtlinge stammen aus den Interviews für das Filmprojekt der autofocus Videowerkstatt e.V.

Danke an die taz, die uns erlaubt die Seite hier als PDF bereit zu stellen – was Euch aber nicht davon abhalten soll, die Ausgabe käuflich zu erwerben, im Gegenteil 🙂

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Erklärung zur Integrationsmedaille 2012

Heinz Ratz - Foto: Gerhard Löhr

Heinz Ratz – Foto: Gerhard Löhr

Am 24.10 bekomme ich, vorgeschlagen von den Fraktionsvorsitzenden der Grünen Jürgen Trittin und Renate Künast, die Integrationsmedaille der Bundesregierung verliehen. Im ersten Reflex war ich stark versucht, sie abzulehnen, denn ich bekomme sie verliehen für mein Engagement für Flüchtlinge, insbesondere für das laufende Refugee-Musikprojekt. Für ein Engagement also, das für mich notwendig wurde, eben weil die Politik der Bundesrepublik Flüchtlinge so menschenunwürdig und gegen Prinzipien des Grundgesetzes behandelt und auf ein gesellschaftliches und geistiges Abstellgleis führt, das jede Art von Integration und persönliches Wohlbefinden unmöglich macht.

Einschränkung der Reisefreiheit, kein grundsätzliches Recht auf Ausbildung und Arbeit, minderwertige medizinische Versorgung, ein Dasein in Lagern, in denen katastrophale hygienische Zustände herrschen und das oft für zehn oder mehr Jahre, sind nur einige wenige verheerende Punkte dieser Politik. Daß ich mich nach langem Nachdenken nun doch dazu entschieden habe, die Medaille anzunehmen, hängt mit einigen Überlegungen zusammen, die ich gerne mit euch teilen möchte.

Zum einen kommt die Nominierung von einer Partei, die sich zur Zeit in den Länderparlamenten, in denen sie mitregiert, zwar nicht wirklich massiv, aber doch immerhin deutlich spürbar, für einen humaneren Umgang mit Flüchtlingen einsetzt. Zum anderen glaube und hoffe ich auch, dass durch eine solche offizielle Ehrung viele Menschen aus der bügerlichen Mitte, die Flüchtlingen gegenüber Vorbehalte und Vorurteile besitzen mögen und auch einen anarchistischen Typen wie mich mit spürbarem Mißtrauen betrachten, sich dem Projekt und dem Thema leichter öffnen können und durch das Lob und das Gutheißen „ihrer“ Regierung die Scheu vor einer Begegnung mit uns verlieren.

Vorallem aber hoffe ich, daß der Staat nicht so heuchlerisch sein wird, auf der einen Seite ein solches Projekt mit einer Medaille auszuzeichnen und auf der anderen Seite die Musiker aus den Flüchtlingslagern, mit denen ich arbeite und ohne die das Projekt unmöglich wäre, abzuschieben. Ich hoffe also sehr, dass diese Auszeichnung auch einen konkreten Abschiebeschutz für die involvierten Musiker bedeutet.
Einer dieser Musiker, Dawda Nyassi aus Gambia, machte mich darauf aufmerksam, dass eine Idee, die im schrecklichen Elend der Flüchtlingslager ihren Anfang fand, es nun bis in die Hallen des Bundeskanzleramtes geschafft hat. Das ist ein sehr schöner Aspekt des Ganzen.

Das Kriterium für die Preisverleihung war die Nachhaltigkeit und der Modellcharakter des Projektes. Wenn man das ernst nimmt (und warum sollte man nicht?), kann das doch nur bedeuten: dass alle nach Deutschland geflüchteten Menschen die Unterstützung bekommen sollten, die meine Mitmusiker von Strom & Wasser und ich ihnen gegeben haben. Und wer anderes als Politiker sollten hierbei den Anfang machen, allen voran natürlich die Bundesregierung selbst, die diesen Preis verleiht. Denn mit dem bloßen Umhängen einer Medaille, das wissen wir alle, ist noch gar nichts getan auf der Welt.
Daher freue ich mich nicht nur über diese Auszeichnung, ich freue mich insbesondere über eine gute Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Integration und Flüchtlinge bei der Fortsetzung dieses Projektes 2013 und auf eine künftig flüchtlingsfreundlichere Politik der Bundesregierung!

Heinz Ratz
Kiel, am 02.10 2012

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